Erli´s Bericht - Dieter Dierks Studios 14.Juli 1981
Klaus Erlinghagen traf Rory in Dieter Dierks Studio in Stommeln bei Köln.
Hier ist sein Bericht.

Vielen Dank dafür :-)

Hallo zusammen,
beim aufräumen hab ich einen Zettel gefunden, den ich 1981 geschrieben habe. Und den tipp ich mal für Euch ab:

14. Juli 1981

Um 18.30 Uhr fuhren ein Kumpel und ich zu den Dierks Studios nach Stommeln, um dort Rory zu treffen. Im Laufe des Vormittags habe ich beim Dierks angerufen und dort erfahren, daß Rory heute Abend da ist. Nachdem wir uns zweimal verfahren hatten, waren wir endlich in Stommeln und  fragten dort ein paar Freaks, wo denn das Studio sei und wir bekamen gleich den richtigen Weg. Wir waren etwa um halb Acht dort und fragten, ob Rory schon da sei. Eine blonde Sekretärin sagte uns, wir sollten uns in die Kantine setzen, Rory müßte jeden Moment kommen.

Wir wollten gerade noch einen Flippern, als Rory zusammen mit Jürgen Krämer nebst Freundin sowie Peter, Rorys Roadie, vom Kneipenbesuch zurückkamen. Meine erste Frage war natürlich: Hallo Rory, how are you, do you remember us. Oh yeah, how do you do! Do you like to drink something? fragte er uns und wir bejahten. Zwei Becks und Rory aß erstmal. Es sah optisch sehr gut aus. Die Mutter von Dieter Dierks kocht bestimmt sehr gut.  Zumindest optisch sah es wirklich sehr gut aus. Zwischendurch redete Rory ununterbrochen. Er wartete ziemlich lange, bevor er beginnt, zu essen. Er erzählt von einem Zahn, der ihm wohl ziemliche Schmerzen verursacht hatte. Daß er beim Zahnarzt war und das es sehr, sehr weh tat. Naja, Zahnarzt tut meistens weh!

Zwischendurch frage ich Jürgen nach einem  Zigarettenautomat und er sagt mir, direkt um die Ecke. Kurz darauf kommt er mit einer Camel aus dem Studio und sagt, die muß wohl jemand liegengelassen haben. Wir sehr freundlich! Alles total relaxt. Die weitere Gespräche folgen. Rory will unbedingt zum Dylan am Freitag auf das Loreley-Konzert. Rory fragt mich, was so anlag und ich sage ihm, daß ich viel zu tun hatte mit der Arbeit. Ich antworte mit einer Gegenfrage und er erzählt, daß er auch viel gemacht hatte. So zum Beispiel kommt noch im August ein Konzert in England auf einem Festival. Ich erzähle ihm noch, daß ich Gitarre spiele und er fragt was für eine. Ich sagte ich spiele eine 63er Jaguar und er ist sehr überrascht. Er mag diese Gitarre anscheinend und sagt einige Sachen über seine Strat. Ich frage ihn noch nach seiner Anniversary, die er von Fender bekam, aber er ist damit nicht ganz zufrieden. Er mußte erstmal den Hals abschleifen, weil er zu glatt war und auch andere Dinge über die Strat.

Endlich ist er fertig mit seinem Essen. Zwischendurch trinkt er ein Bier und einen Kaffee. Dann kommen noch lange Gespräche über ein Dartspiel mit Tom im Pub, es muß wohl sehr lustig gewesen sein. Peter, sein Roadie, holt zwischendurch einige sehr gute Fotos von Jürgen, die im Pub gemacht wurden. Alle reden echt viel über den Pub und dieses Dartspiel. Dann folgen noch Gespräche über neue Filme, die gerade rausgekommen sind. Auch über die neuen Filmemacher wie Lemke, Fassbender, Winter? usw. wird sich sehr ausgelassen. Schließlich kommt jemand auf die Idee, doch nochmal auf ein kurzes Bier in den Pub zu gehen. Keiner hat heute richtig Lust, im Studio zu arbeiten, weder Jürgen noch Rory. Also auf zum Pub. Zu unserem Erstaunen ist es sogar ein Irish Pub. Der Laden ist wirklich gut aufgemacht, echt irish/deutsch. Peter bestellt für alle, was sie wollen und ich muß immer wieder sagen, freundlich und einladend.

Nun ist es die Möglichkeit, mit Rory an einem Tresen mal ein Bier zu trinken und einfach zu reden. Wir kommen auf Rorys neues Album zu sprechen, und er sagt mir, daß es bestimmt mal wieder ein gutes Album wird.
Hauptsächlich Rocksongs aber auch zwei Bluesnummern, die sie aufgenommen haben. Ich hab echt vergessen, welchen Bluesbarden sie hier interpretieren. Aber das Album soll in der ersten Septemberwoche herauskommen und dann wird man es ja nachlesen können. Auch  Saxophonstücke (2) sollen draufsein. Ich bin sehr gespannt. Es ist wirklich sehr mysteriös sagte ich Rory, daß das Album in aller Heimlichkeit hier in Stommeln aufgenommen wird und Rory bejaht es, äußert sich jedoch nicht.

Wir kommen auf alte Bluesplatten zu sprechen und ich frage Rory, ob er Blind Boy Fuller immer noch gern hört. Sein Lieblingsalbum ist Brownie McGee/Blind Boy Fuller und ich sagte ihm, daß ich diese Platte auch habe. Er ist sehr erstaunt. Besonders interessant finde ich den Vergleich zwischen seinem Pistol Slapper Blues und Blind Boy Fuller's. Doch sagte ich ihm auch, daß ich die Lyrics im Original sehr schlecht verstehen konnte und Rory fing spontan an, die Lyrics zu singen, you know my dog if I feel him in the dark... zwischendurch muß Rory mal pinkeln, bei diesem Bierkonsum ist das jedoch kein Wunder.

Dann kommen wir auf den Soundtrack zu sprechen, den Rory für einen schottischen Film schrieb. Er sagt mir, daß Frankie Miller da singt und er mit Gerry und Ted ein paar Tracks eingespielt hat. Es wird jedoch nicht auf LP erscheinen und er ist sich sicher, daß dieser Film auch mal hier gezeigt wird. Es soll sich um eine wahre Geschichte handeln. Dann kommen wir wieder auf's neue Album zurück. "In Case" soll der Titel sein. Ich hoffe, daß ich ihn
richtig behalten hab, aber was soll's. Ted ist gegangen bzw. wurde rausgeschmissen, ich weiß nicht und der neue Drummer ist auch Ire und hat mit Gerry in Irland schon zusammengespielt. Rory ist darüber sehr glücklich, daß es keine Probleme gab bzw. gibt.

Zwischendurch gibt es immer wieder Bier. Ich unterhalte mit zwischendurch immer mit Peter. Er ist schon seit zehn Jahren mit Rory unterwegs. Ich frage ihn, ob er Rory's personal Roadie sei. Peter sagte mir, er würde zwar von Rory bezahlt, hat jedoch die Aufgabe für die Band zu sorgen. Peter überrascht mit vielen deutschen Worten, die er hier auf Anhieb gelernt hat und auch behalten hat. Rory's Deutsch ist zwar noch auf ein paar Worte beschränkt, aber er hat auch schon sehr viel dazu gelernt. Das dazu Jürgen und die ganze Dierks-Atmosphäre dazu beigetragen hat, ist nicht zu bestreiten. Ist auch wirklich ganz toll hier.

Langsam kommt / bzw. zwischendurch komme ich mit Rory wieder ins Gespräch. Er ist sehr darüber deprimiert, daß so viele irische Kämpfer für die F*cking English People ihr Leben lassen mußten. Mit anderen Worten, er ist deprimiert und auch sehr sauer auf die englische Regierung. Und ich muß voll zustimmen. Er kann sich darüber kaum beruhigen und ich verstehe das auch - soweit ich das überhaupt als Deutscher verstehen kann...

Wenn die Reihenfolge der Gespräche aus dem Zusammenhang gerissen wurde, kann ich das nur damit erklären, daß es fast eine Woche her ist, daß ich dieses Gespräch aufschreibe...

Peter, Rory und Tom, Jürgen und ein paar Gäste aus der Kneipe beschließen noch ein wenig Dart zu spielen. In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit Jürgen Krämer, dem Mixer, der unter anderem auch Stage Struck in Australien und Neuseeland abgemischt hatte. Er meint auch, daß dies Rory's bestes Album werden wird. Naja, lassen wir uns überraschen. Ich meine, technisch war Stage Struck gut, aber die Stücke... Jürgen hat einige Zeit in den USA gearbeitet und dort Alben für Fleetwood Mac, J. Geils uva.  abgemischt. Er hat also wirklich den Plan und ich traue ihm so viel zu, daß er keine Sprüche klopft...

Jürgen lädt uns dazu ein, mal das Studio zu sehen und nach einer Viertelstunde, in der Rory, Peter, Tom und ein paar Leute immer noch Dart spielen, gehen wir zum Studio zurück. Rory sagte, er komme auch gleich. Im Studio angekommen, zeigt Jürgen uns das Studio. Was soll ich sagen: ein 32-Spur Aufnahmengerät, das meist mit 24 Spuren arbeitet (350.000,- DM Anschaffungswert), das Studio bzw. der Aufnahmeraum ist nicht zu groß, der Baß wird extra in einer Kabine aufgenommen, jedoch ist eine Monitorbox im Aufnahmeraum, so daß man sich auch hören kann. Rory hat eine ganze Batterie von Verstärkern, Effektgeräten und Mikrofonen um sich herum. Die Basictracks stehen soweit und Rory muß nur noch die Vocals und Dubs aufnehmen. Leider dürfen wir nicht hinein hören. Schade, denn Rory meint, der erste der die Aufnahmen zu hören bekommt, sei Donal - und wenn er sie nicht mag, kann man immer noch was machen.

Während wir das Studio besichtigen kommt auch Rory rein. Bestimmt um zu checken, ob wir nicht mal kurz in seine Aufnahmen reinhören, aber beruhigt trottet er wieder ab. Beim Essen reden wir wieder über die neuen Filmemacher, Christiane F. und andere.

War ein toller Abend.

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Ja, das habe ich damals aufgeschrieben. Hab' extra nix verändert bzw. in neue Sätze konvertiert. War schon irre, Rory mal so zu treffen...

Erli