Rory Gallagher Nachruf (14.6.95)


Herzlichen Dank an Herrn Zimmermann für die Erlaubnis, den Nachruf hier zu veröffentlichen!!




Rory Gallagher Nachruf (14.6.95)

Autor: Zippo Zimmermann
            Zippo Zimmermanns Homepage: http://www.savoy-truffle.de/zippo


Er war der erste mit dem Prädikat »Antistar«, der trotz großer Popularität mit dem ganzen Rummel und den Vermarktungsstrategien des Musikbusiness nichts zu tun haben wollte, dem nur eins wichtig war: Musik machen.

»Ich will immer noch auf der Bühne stehen, wenn ich einmal 40 oder 50 bin, und das Publikum zufriedenstellen können.« hat Rory Gallagher vor vielen Jahren einmal gesagt. Seinem Vorsatz ist er bis zu seinem Tode treu geblieben. Der irische Gitarrist und Sänger starb am Mittwoch im Alter von 46 Jahren an Komplikationen nach einer Lebertransplantation in einem Londoner Krankenhaus.

Schon als sechsjähriger bekam der kleine Rory eine Gitarre geschenkt, um dann bereits als fünfzehnjähriges Bürschlein mit der »Fontana Showband« durch Europa zu tingeln. 1966 gründete Gallagher dann seine erste eigene Band, das Trio »The Taste«, und widmete sich fortan nur noch der Pflege des Blues-Rocks. Nach zwei wenig erfolgreichen Jahren und einigen Umbesetzungen gelang dann 1968 der Durchbruch. Rory Gallagher wurde zum Popstar einer neuen Art, der inmitten von Flower-Power- und Drogen-Euphorie die Welt des Alltäglichen repräsentierte.

Nachdem er bei Konzerten in endlosen Soloausflügen seine beiden Mitmusiker zu Statisten degradierte, firmierte er in den siebziger Jahren folgerichtig nur noch unter eigenem Namen. Seiner Popularität tat dies indes keinen Abbruch - im Gegenteil: Neben Eric Clapton galt Gallagher als der Gitarrenheld, der die traditionelle Blues-Musik mit Virtuosität und Einfallsreichtum aufpolierte und mit dem Doppelalbum »Irish-Tour '74« ein eindrucksvolles Vermächtnis seiner Bühnenpräsenz hinterließ. Dennoch sei nicht verschwiegen, daß musikalische Innovation nie die Sache des Iren war. »Aber ich versuche nur das zu wiederholen, was gut ist.« bemerkte dazu Gallagher in erfrischendem Konservatismus.

In den Achtzigern wurde es dann etwas ruhiger um den Gitarristen, der jetzt nur noch weitgehend auf seine angestammte Anhängerschaft baute. Beim St. Wendeler Open Air 1993 konnten die saarländischen Fans ein letztes Mal erleben, wie Gallagher und Band ein Blues-Rock-Feuerwerk abbrannten.

Rory Gallagher hatte schon vor Jahrzehnten die Trendverweigerung der Grunge-Generation um »Nirvana« und »Pearl Jam« vorweggenommen. Doch schon damals wurde klar, daß ab einer bestimmten Marktbedeutung des Musikers auch ein Nicht-Image ein Image ist: Was hätten die Fans wohl gesagt, wenn Gallagher statt mit seiner verschrammten Uralt-Gitarre, mit einem im Scheinwerferlicht funkelnden fabrikneuen Modell auf der Bühne erschienen wäre?
Dennoch: Was bleibt ist die Erinnerung an einen Popmusiker, der konsequent seine Musik in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellte ohne sich irgendeinem Marktdiktat zu beugen.